Einige Informationen zum Thema Hörschädigung

Einige Informationen zum Thema Hörschädigung

I. Definition von Hörschädigung

Die Gruppe der hörgeschädigten Menschen ist ein sehr komplexer Personenkreis. Dabei können bei der Beschreibung des Hörvermögens nicht selbstverständlich Rückschlüsse auf das Kommunikationsvermögen oder weitere psychosoziale Auswirkungen gezogen werden. Die Kommunikationskompetenz ist nicht selbstverständlich abhängig vom Grad der Hörschädigung!

II. Unterschiedliche Formen der Hörschädigung

Gehörlos
Als gehörlos bezeichnet man Personen, die von Geburt an oder vor Abschluss des Lautspracherwerbs (i.d.R. bis zum 5. Lebensjahr) ihr Gehör verloren haben. Oftmals ist auch eine Sprachentwicklungsstörung sowie eine Lese- und Rechtschreibschwäche vorhanden. Dabei sagt der Begriff Gehörlos nichts über den individuellen Hörstatus der Betroffenen aus, sondern beschreibt eine gebärdensprachlich orientierte Kommunikation und Sozialisation.
Gehörlose Menschen sind kommunikativ visuell orientiert.

Schwerhörig
Schwerhörige Personen sind in der Regel hörend sozialisiert und dementsprechend in der Kommunikation akustisch orientiert. Gleichgewichtsstörungen und/oder Tinnitus können als Folgebehinderung vorliegen. Grundsätzlich gibt es eine allgemeine Einteilung in folgende Grade der Schwerhörigkeit, definiert nach dem Hörverlust:

Hörverlust 0 bis 20 dB vernachlässigbare Hörschädigung
Hörverlust 20 bis 40 dB geringgradige Schwerhörigkeit
Hörverlust 40 bis 60 dB mittelgradige Schwerhörigkeit
Hörverlust 60 bis 80 dB hochgradige Schwerhörigkeit
Hörverlust 90 dB an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit

Weiterhin wird Schwerhörigkeit nach dem Eintritt der Schädigung unterschieden:
Prälingual (vor dem Spracherwerb) Frühschwerhörig
Postlingual (nach dem Spracherwerb) Spätschwerhörig

Die Gruppe der Frühschwerhörigen stellt einen besonderen Personenkreis dar. Diese Personen sind überwiegend akustisch orientiert, haben aber auch Kontakte zu Gehörlosen und können teilweise Gebärden, hier aber Lautsprachbegleitende Gebärden.
Oftmals liegen gleichzeitig Artikulationsauffälligkeiten sowie Lese- und Rechtschreibschwächen vor. Im psychischen Bereich hat sich eine besondere Identitätsproblematik herausgestellt (weder hörend, noch gehörlos).

Ertaubt
Als ertaubt bezeichnet man Personen, deren Hörschädigung so stark ist, daß eine akustische Diskrimination von Sprache, auch mit technischen Hilfen, nicht möglich ist.
Die Ertaubung ist nach Abschluss des Lautspracherwerbes eingetreten. Ertaubte Personen sind daher in der Regel vollsprachlich und kommunikativ akustisch orientiert.
Gleichgewichtsstörungen und/oder Tinnitus können als Folgebehinderung vorliegen.

Mehrfachbehinderte Hörgeschädigte
In der Beratungsarbeit begegnen wir auch immer wieder Hörgeschädigten mit weiteren Behinderungen. Insbesondere Hörgeschädigte die auch von einer Sehbehinderung betroffen sind (Taubblind), sind auf spezielle Kommunikationsbedürfnisse angewiesen.

III. Spezielle Kommunikationsformen

Akustische Kommunikation

  • Hörgeschädigte Personen, die über technische Hilfsmittel akustisch Lautsprache (auch nur teilweise) verstehen können, sind auf bestimmte Bedingungen bei der akustischen Kommunikation angewiesen:
  • Der Gesprächspartner ist auf ein deutliches, zugewandtes Mundbild angewiesen, um von den Lippen absehen zu können.
  • Es sollten Nebengeräusche vermieden werden.

Visuelle Kommunikation

  • Deutsche Gebärdensprache (DGS): Wird hauptsächlich von Gehörlosen verwendet und hat eine eigenständige Grammatik, die auf visueller Wahrnehmung beruht. Auch Mimik und Körpersprache sind ein wesentlicher Teil der Grammatik. Die Deutsche Gebärdensprache ist eine eigenständige, vollwertige und ausbaufähige Sprache mit ihren Eigentümlichkeiten wie Dialekte, Idiome usw.
  • Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG): Werden hauptsächlich von Schwerhörigen und Ertaubten verwendet. Es handelt sich um Gebärden, die die Lautsprache begleiten bzw. unterstützen. Sie haben keine eigenständige Grammatik und sind der Lautsprache vollkommen angepaßt. Somit bilden sie keine eigenständige Sprache. Aus der Deutschen Gebärdensprache wurde der Lexikonbestand weitgehend übernommen.
  • Fingeralphabet: Das Fingeralphabet orientiert sich an den Buchstaben der Schrift. Wenn Gebärdenzeichen nicht bekannt sind oder bei Fremdwörtern, Ortsnamen und Eigennamen wird das Fingeralphabet verwendet.

Taktile Kommunikation

Wird hauptsächlich in der Kommunikation mit Taubblinden eingesetzt.

  • Lormen (Hand-Tast-Alphabet)
  • Taktile Gebärden

Schriftsprachliche Kommunikation

  • Bei der schriftsprachlichen Kommunikation ist zu beachten, daß Hörgeschädigte teilweise eine eingeschränkte Schriftsprachkompetenz haben. Hier ist es wichtig, sich den Vorkenntnissen Hörgeschädigter bzgl. Satzbau und Wortschatz anzupassen. Auch Zeichnen und Malen kann als Erklärungshilfe verwendet werden.
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